"MIT HIMMLISCH GROßEM ATEM"
Göttinger Tagblatt, 22. Januar 2024 "Genau dies war das Konzept von Larissa Cidlinsky, die etliche Konzertbesucher schon eine Woche vorher am selben Ort im Aulakonzert der Kammermusikgesellschaft als Mitglied des Alma- Rosé-Trios hatten bewundern können. Die Geigerin ist technisch souverän und besitzt eine ausgereifte musikalische Gestaltungs- kraft. Die unterschiedlichen Ausdrucksqualitäten – hier etwa ein ruhiger, weit ausschwingender Gesang mit sanglichem Ton, dort wild auffahrende, leidenschaftlich zündende Passagen – stellte sie mit einem großen Reichtum an klang- farblichen Schattierungen dar, dazu mit einem wunderschönen Ton, der mit seiner Intensität auch im Pianobereich den Saal zu füllen vermochte. Der Beifall am Ende des Brahms-Konzerts, dem sich auch das Orchester mit begeistertem Trampeln anschloss, wollte kaum ein Ende nehmen. Zum Dank spielte Larissa Cidlinsky das Largo aus Bachs dritter Solosonate als Zugabe – still, entrückt, innig. |
"Höhepunkt des Abends war aber zweifelsohne das Violinkonzert in e-moll, op. 64, von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Hier verzauberte die Solistin Larissa Cidlinsky nicht nur das Publikum, sondern auch das CHO, das scheinbar unangestrengt und elegant der Geigerin folgte. Larissa Cidlinskys virtuoses Geigenspiel, spritzig und energisch, die Kadenz im ersten Satz am Ende der Durchführung anmutig, der weiche Ton im lyrischen Teil Schwelgen pur. Virtuose Fingerfertigkeit, dazu ein schlanker Ton, selbst in den höchsten Lagen, ausdrucksstarkes Fortissimo und atemberaubendes Pianissimo – das Orchester als Dialogpartner, sei es bei den Tutti-Stellen, bei den filigranen Klängen oder bei den perlenden Läufen. Im ruhigen, lyrischen Teil zeigte das CHO große Einfühlsamkeit. Und auch wenn das Allegro vivace zum vivacissimo geriet, gab sich das das CHO aufmerksam, sehr konzentriert und geschmeidig.
Der Flow des Violinkonzerts dank der ineinanderübergehenden Sätze und der schnelle Wechsel von Stimmungen – in hohem Tempo geht es von Glückseligkeit zu Melancholie, von Hoffnung zu Nostalgie und dann wieder zu Humor – gestalteten Solistin und Orchester mitreißend, ausdrucksstark und berührend. Ein großartiges Interagieren zwischen Solistin, CHO und Dirigent." 22.05.2023 OVB Heimatzeitung |